es sich in der Großwohnsiedlung
es sich in der Großwohnsiedlung
Fotos und Collagen: Wenke Seemann, Texte: Anna-Lena Wenzel
‚Archivdialoge‘ nennt die Künstlerin Wenke Seemann ihre Serien, bei denen sie auf Fotografien ihres Vaters zurückgreift, der die Entstehung der Großwohnsiedlungen in Rostock in den 1970/80er Jahren dokumentiert hat. Seemann eignet sich die Schwarz-Weiß-Aufnahmen an, indem sie sie neuzusammenstellt, Collagen aus ihnen macht und sie mit Texten kombiniert. Neben der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Erbe ihres Vaters und ihrer eigenen Kindheit in einer Großwohnsiedlung, geht es Seemann auch um die Auseinandersetzung mit einem spezifischen urbanen Raum, der seit seiner Entstehung vielfältige Transformationen erfahren hat – sei es weil Gebäude abgerissen oder modernisiert wurden oder sich das Image der Siedlungen radikal verändert hat. Was früher begehrter Wohnraum war, in dem Arbeiter*innen und Professor*innen nebeneinander wohnten, geriet in den 1990er Jahren zu einem Symbol für rechtsradikale Ausschreitungen und wurde zu einem Ort, an dem vor allem diejenigen Zurückblieben, die sich kein Eigenheim leisten konnten.
Seemann schaut auf architektonische Besonderheiten, Gebäude und Namen, die heute nicht mehr existieren; sie erinnert sich anhand von festgehaltenen Antennen auf dem Plattenbaudach an das Fernsehprogramm, das man in Rostock aus DDR und BRD empfangen konnte, und an einen Kindergeburtstag im Sonnenblumenhaus am Tag der Pogrome in Rostock Lichtenhagen. Ihre Serien tragen Titel wie ‚Plattenbaugeschichten‘, ‚Wohnstrukturen‘ oder ‚Revisiting Rituals and Gestures‘ und deuten damit die unterschiedlichen Schwerpunkte an, denen sie sich widmet. Neben stadtplanerischen Strukturen interessieren sie ebenso die Spuren des sozialen Lebens der DDR, wie Fahnenappelle, kollektive Arbeitseinsätze oder im Freien abgestellte Kinderwägen, die sich auf den Fotos finden, und die heute ebenso verschwunden sind wie prägnante Bauten von Ulrich Müther (auch wenn die abgebildete Mehrzweckhalle noch steht). Dabei erweitert sie die fotografische Sammlung ihres Vaters um Material aus Archiven und Büchern, verwendet Grundrisse von Wohnungen ebenso wie Tapetenmuster für ihre Collagen. Auf diese Weise gelingt es ihr, den eingängigen Erzählungen über die Großwohnsiedlungen eine eigene Perspektive zur Seite zu stellen und die Betrachter*innen anzuregen, ebenfalls einen frischen Blick auf das vermeintlich Bekannte zu werfen.
Seemann schaut auf architektonische Besonderheiten, Gebäude und Namen, die heute nicht mehr existieren; sie erinnert sich anhand von festgehaltenen Antennen auf dem Plattenbaudach an das Fernsehprogramm, das man in Rostock aus DDR und BRD empfangen konnte, und an einen Kindergeburtstag im Sonnenblumenhaus am Tag der Pogrome in Rostock Lichtenhagen. Ihre Serien tragen Titel wie ‚Plattenbaugeschichten‘, ‚Wohnstrukturen‘ oder ‚Revisiting Rituals and Gestures‘ und deuten damit die unterschiedlichen Schwerpunkte an, denen sie sich widmet. Neben stadtplanerischen Strukturen interessieren sie ebenso die Spuren des sozialen Lebens der DDR, wie Fahnenappelle, kollektive Arbeitseinsätze oder im Freien abgestellte Kinderwägen, die sich auf den Fotos finden, und die heute ebenso verschwunden sind wie prägnante Bauten von Ulrich Müther (auch wenn die abgebildete Mehrzweckhalle noch steht). Dabei erweitert sie die fotografische Sammlung ihres Vaters um Material aus Archiven und Büchern, verwendet Grundrisse von Wohnungen ebenso wie Tapetenmuster für ihre Collagen. Auf diese Weise gelingt es ihr, den eingängigen Erzählungen über die Großwohnsiedlungen eine eigene Perspektive zur Seite zu stellen und die Betrachter*innen anzuregen, ebenfalls einen frischen Blick auf das vermeintlich Bekannte zu werfen.