Malheur Couleur
Malheur Couleur
Eine Sammlung von Dana Engfer und Moritz Otto
Die Farbe Weiß weckt zuallererst Assoziationen von Unschuld, Reinheit und Sauberkeit. Der Weg von Unschuld zu Unfall ist allerdings häufig sehr kurz:
Drop it like it’s white.
Wie viele Menschen (unter ihnen recht häufig Renovierungsbedürftige, Bauarbeiter, Baumarktkunden und alle anderen Transportierenden von weißer Farbe) stolpern, schwer beladen und in aller Unschuld, täglich über Hürden? Das, was getragen werden müßte, fällt dann manchmal herunter. Im Fall der weißen Farbe auf den Boden und auch in die sonstige Umgebung. Ergießt sich. Manchmal in großem Schwall, manchmal in kleinen Spritzern.
So entstehen Spuren.
Die Hinterlassenschaften (denn natürlich werden diese nach dem Malheur einfach hinterlassen...) hinterlassen wiederum weitere Spuren:
Der nächste Flaneur (in diesem Falle Spaziergänger) trägt unbewußt die Farbe mit seinen Schuhsohlen weiter, das nächste Auto oder Fahrrad kommt bestimmt – dann weißbereift (Schneeassoziation!) genauso wie die Straße. Oder der Fleck trocknet einfach ein und verändert von nun an den Gesamteindruck des Ortes.
Aber nur, wenn man genau hinguckt.
Wenn aus Unfällen Schönheit und aus (noch so unbeabsichtigtem) menschlichem Handeln Kunst wird, sind Künstler am Werk (in diesem Falle Flaneure im Sinne von Walter Benjamin und Franz Hessel). Einige wurden von Dana Engfer und Moritz Otto eingeladen, das zu tun, was sie am Besten können: genauer hinzusehen und Tatorte zu Projektionsflächen zu machen. Mit dem Smartphone dokumentierte Mißgeschicke mit weißer Farbe (auf Französisch klingt das natürlich schöner, und darum geht es ja auch) wurden eingesandt und auf Instagram veröffentlicht.
Zustande kam eine beeindruckende Sammlung, eine Dokumentation des geschärften Blickes, eine Kollektion unbeabsichtigter urbaner Transformationen und Eingriffe in den öffentlichen Raum, von denen hier eine Auswahl als Buch erscheint. Ob die Malheurs Couleurs zur Stadtverschönerung beitragen, kann jeder Betrachter selbst entscheiden.
Die vorliegende Überprüfung ästhetischer Qualitäten des Alltags ist auf jeden Fall ein Ereignis.
Max Sudhues
Vorwort der Publikation: Malheur Couleur - Accidents blancs, Schnecken Publishing, Berlin 2024
Mit Fotos von Christof Zwiener, Claire Laude, Dana Engfer, Georg Spehr, Hanno Stecher, Julie Chovin, Max Sudhues, Moritz Otto, Phil Sofer, Sabrina Schultze, Viola Sonnenberg
Drop it like it’s white.
Wie viele Menschen (unter ihnen recht häufig Renovierungsbedürftige, Bauarbeiter, Baumarktkunden und alle anderen Transportierenden von weißer Farbe) stolpern, schwer beladen und in aller Unschuld, täglich über Hürden? Das, was getragen werden müßte, fällt dann manchmal herunter. Im Fall der weißen Farbe auf den Boden und auch in die sonstige Umgebung. Ergießt sich. Manchmal in großem Schwall, manchmal in kleinen Spritzern.
So entstehen Spuren.
Die Hinterlassenschaften (denn natürlich werden diese nach dem Malheur einfach hinterlassen...) hinterlassen wiederum weitere Spuren:
Der nächste Flaneur (in diesem Falle Spaziergänger) trägt unbewußt die Farbe mit seinen Schuhsohlen weiter, das nächste Auto oder Fahrrad kommt bestimmt – dann weißbereift (Schneeassoziation!) genauso wie die Straße. Oder der Fleck trocknet einfach ein und verändert von nun an den Gesamteindruck des Ortes.
Aber nur, wenn man genau hinguckt.
Wenn aus Unfällen Schönheit und aus (noch so unbeabsichtigtem) menschlichem Handeln Kunst wird, sind Künstler am Werk (in diesem Falle Flaneure im Sinne von Walter Benjamin und Franz Hessel). Einige wurden von Dana Engfer und Moritz Otto eingeladen, das zu tun, was sie am Besten können: genauer hinzusehen und Tatorte zu Projektionsflächen zu machen. Mit dem Smartphone dokumentierte Mißgeschicke mit weißer Farbe (auf Französisch klingt das natürlich schöner, und darum geht es ja auch) wurden eingesandt und auf Instagram veröffentlicht.
Zustande kam eine beeindruckende Sammlung, eine Dokumentation des geschärften Blickes, eine Kollektion unbeabsichtigter urbaner Transformationen und Eingriffe in den öffentlichen Raum, von denen hier eine Auswahl als Buch erscheint. Ob die Malheurs Couleurs zur Stadtverschönerung beitragen, kann jeder Betrachter selbst entscheiden.
Die vorliegende Überprüfung ästhetischer Qualitäten des Alltags ist auf jeden Fall ein Ereignis.
Max Sudhues
Vorwort der Publikation: Malheur Couleur - Accidents blancs, Schnecken Publishing, Berlin 2024
Mit Fotos von Christof Zwiener, Claire Laude, Dana Engfer, Georg Spehr, Hanno Stecher, Julie Chovin, Max Sudhues, Moritz Otto, Phil Sofer, Sabrina Schultze, Viola Sonnenberg