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Schwerpunkt: Brachen

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Freilegung eines brachliegenden Wasserbeckens
Julia Kiehlmann
„Wir sind die Erben einer individualisierten, privatisierten Version der Moderne. Wir müssen das soziale Gewebe in Heimarbeit und in eigener Verantwortung selbst herstellen, jeder für sich.“ Zygmunt Baumann in Flüchtige Moderne

Auf einer Brachfläche in meinem Viertel entdeckte ich einen zugewucherten Springbrunnen. Da es in dem dichtbesiedelten Kiez nicht viele öffentliche Erholungsorte gibt und gar keine Wasserspiele oder Brunnen, entfernte ich den Schlamm und Müll aus dem Becken und flieste es mit Hilfe von Reiner Kaufhold erneut.
Eine Handlung, getragen von der Hoffnung auf eine Stadt für alle, deren enge Grenzen sie als Sisyphusaufgabe erscheinen lassen: denn so ein Ort braucht Pflege, um erhalten zu bleiben. Ohne kommunales Engagement und öffentliche Gelder wird der Pool bald wieder verwildern.
Von einem Mitarbeiter der Deutschen Bahn erfuhren wir, dass die kleine Terrasse mit Springbrunnen früher Teil der angrenzenden Pausenräumlichkeiten der Bahnarbeiter*innen war. Die Mitropa steht jetzt leer, und soll bald abgerissen werden.
Das Areal wurde ohne Rücksprache oder Umfrage unter den Kiezbewohner*innen über eine zukünftige Nutzung an Privatinvestoren verkauft, nach Abriss der Gebäude soll dort ein Lidl-Markt gebaut werden.
Ich lade Menschen dazu ein, den Ort zu besuchen und Wasser mitzubringen, um den Pool zu füllen.

51°20’56.5″N 12°24’22.4″E
 
Kurzbeiträge

Einwürfe

50% Urban Anna-Lena Wenzel berichtet von einer einwöchigen Sommerschule zum Thema Transformation in Motion.
Zwischen Laternen und Flaggen Ein Essayfragment von Marco Oliveri über das fragile Konstrukt Nachbarschaft
Tischlein Deck Dich Das Buch flavours & friends von TDD enthält Rezepte, ist die Dokumentation einer sozialen Raumpraxis und hält die Veränderungen Berlins fest.

Fundsachen

Gefährten* Eine Serie von Stoffbeuteln, hergestellt aus Stoffen aus der VEB Schirmfabrik Karl-Marx-Stadt, fotografiert von Lysann Nemeth.
Malheur Couleur Die Farbe Weiß weckt zuallererst Assozia
Sechser Inflationär verbreitet: gepinselte Sechsen auf temporärem Stadtmobiliar. 

Straßenszenen

Berliner Trümmerberge Eine Recherche zu den Berliner Trümmerbergen von Karoline Böttcher mit einem Text von Luise Meier. 
Kabinett Gallery Die Kabinett Gallery nutzt ausgediente Kaugummiautomaten als Ausstellungsflächen im öffentlichen Raum
Zu Gast im 24. Stock Algisa Peschel, Stadtplanerin und eine der Erstbewohnerinnen des DDR-Wohnkomplexes in der Berliner Leipziger Straße lädt zu sich nach Hause ein.

So klingt

die Platte Zwei Songtexte von WK13 und Joe Rilla bringen die Ost-Plattenbauten zum Klingen
der Görlitzer Park K.I.Z. rappt über den Görlitzer Park.
Pedestrian Masala Field-Recordings von Andi Otto aus Bangalore, Südindien.

So lebt

Sorge „Sorge“: meine Platte, meine Heimat,
(e) es sich in der Schule der Arbeit Ute Richter deckt mit ihrer künstlerischen Forschung ein vergesenes Kapitel der emanzipatorischen Erwachsenenbildung in Leipzig auf.
man nicht mehr im Prenzlauer Berg Das war einmal: der Prenzlauer Berg im Jahr 1991, erinnert von Jo Preußler