Plakat Décollages

Plakat Décollages

Fotos und Décollagen: Kirsten Heuschen, Text: Anna-Lena Wenzel
Übereinander gelegte Papierschichten, die aufgrund ihrer Dicke von der Wand abstehen. Ein Muster aus abgerissenen Schichten und einzelnen Papierfetzen, die erkennbar abstehen. Eine Papierschichtung in weiß-grau, mit verschwommenen Farbtupfern. Farbe, die sich in Kleister aufgelöst hat und hinunter läuft. Bilder, die an den Rändern ausfransen. Die Künstlerin Kirsten Heuschen sammelt Plakate oder besser: Plakatwände und verwendet deren Rückseiten, um daraus eigene Arbeiten zu formen. Eine Technik, die an die Décollage anknüpft, die Künstler*innen des Nouveau Réalisme in den 1950er und 60er Jahren entwickelt haben und die im Abreißen und Weiterverarbeiten von Plakaten bestand. Sie geht mit mehreren künstlerischen Schritten einher: Die Aneignung von alltäglichem Material, die Umwertung von Wertlosen und die Abstraktion von Botschaften, die uns in Form von Plakaten jeden Tag ansprechen und animieren wollen. Kirsten Heuschen geht noch einen Schritt weiter, indem sie das Collage-Material mit Cyanotypie und anderen Substanzen bearbeitet, so dass Chemigramme entstehen. Mit einer Emulsion malt sie dafür direkt auf die Plakatwände, die mit der fotografischen Substanz reagieren. Die Spuren des chemischen Prozesses werden sichtbar und bilden eine Analogie zu den Spuren, welche durch die körperliche Geste des Reißens der Plakate entstehen.
Für die Künstlerin lassen sich auf diese Weise zeitliche Zusammenhänge neu denken. „Was vergangen ist, schaut uns als Zukunft an. Es eröffnet sich für mich ein Feld, in dem Zeit in einer utopischen Tiefe spürbar ist.“
 
Di, 01/14/2020 - 10:46
Kurzbeiträge

Einwürfe

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Fundsachen

Malheur Couleur Die Farbe Weiß weckt zuallererst Assozia
Sechser Inflationär verbreitet: gepinselte Sechsen auf temporärem Stadtmobiliar. 
Catalogue of Street Furniture The Catalogue of Street Furniture by Natasha Krymskaya and Daniil Chikaev expresses love for scraps of wood, tattered oilcloth, pieces of organolith and other derelict materials.

Straßenszenen

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Zu Gast im 24. Stock Algisa Peschel, Stadtplanerin und eine der Erstbewohnerinnen des DDR-Wohnkomplexes in der Berliner Leipziger Straße lädt zu sich nach Hause ein.
10 Tage Jerevan Notizen ihres 10-tägigen Aufenthalts von Anna-Lena Wenzel

So klingt

die Platte Zwei Songtexte von WK13 und Joe Rilla bringen die Ost-Plattenbauten zum Klingen
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Pedestrian Masala Field-Recordings von Andi Otto aus Bangalore, Südindien.

So lebt

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